Claus Peter Müller
von der Grün

Wir können für unsere Patienten sehr viel tun

Im Klinikum Fulda hat das Team von Dr. Sebastian Schiel in einem dreiviertel Jahr das Zentrum für Palliativmedizin aufgebaut. Ich sprach mit dem Arzt über das Leben und die Arbeit im Zentrum für Palliativmedizin.

Dr. Sebastian Schiel

Viele Dinge im Leben, berichtet Schiel, erschienen den Menschen lange Zeit banal – wie etwa die Erziehung der Kinder. In einer leistungsorientierten Gesellschaft zählten andere Aufgaben mehr. Am Ende des Lebens seien den Menschen aber ganz andere Dinge wichtig als zuvor. Dann zählten Familie und Freunde: „Die traurigsten sind die, die ganz einsam sind“. Ganz schlimm sei es für Menschen, wenn ihre Kinder vor ihnen verstorben seien, wenn die noch lebenden Kinder keinen Kontakt mehr zu den Eltern wollten oder „wenn der Krankheitsverlauf so rasch ist, dass man nicht hinterher kommt“.

Das Palliativteam begleitet den einzelnen Menschen auf dem Weg, sich mit seinem Schicksal auseinanderzusetzen. Das gelinge, wenn der Einzelne alle seine Gefühle zulasse – von Trauer, über Wut und Verzweiflung bis zum Negieren des Befunds und dem Verhandeln. Es gebe alle möglichen Emotionen und keine feste Reihenfolge, in der sie kommen. Selbstdisziplin, das „Zusammenreißen“, stehe der Auseinandersetzung bisweilen im Weg. Am Ende der Auseinandersetzung mit dem Schicksal steht die Akzeptanz dessen und das erlösende Loslassen können. „Akzeptanz heißt, den Frieden gefunden zu haben“, sagt Schiel, „und im Idealfall kann der Angehörige den Patienten gehen lassen, und das spürt der Patient auch“

Auf der Palliativstation wird gelacht. „Wirklich viel sogar“, sagt Schiel. Vor allem aber gelte: „Alles ist erlaubt!“ Die Patienten dürfen schlafen so lange sie wollen, dürfen am Klavier oder mit der Playstation spielen, sich mit Angehörigen in einem Wohnzimmer treffen, mit ihnen feiern und essen, ein Bett für einen Besucher und Begleiter ins Zimmer schieben lassen, und sie dürfen heiraten, weil das manche endlich auch noch wollen. In den Kühlschränken auf der Station und in den Zimmern gibt es Limonaden, diverse Biersorten und verschiedene Weine. Es gibt fast alles, und nahezu keine Verbote. „Die Menschen leben bei uns so, wie sie eigentlich schon immer hätten leben wollen oder sollen“, sagt Schiel.

Die Palliativmedizin und Palliativpflege sei stets ein Teil der Medizin gewesen, aber die Medizin des 20. Jahrhunderts habe die Heilung als wichtigstes Therapieziel ganz nach oben gestellt. „Dann hieß es: Der Patient, der nicht geheilt werden kann, für den können wir nichts mehr tun. Diesen Satz gibt es bei uns gar nicht“, sagt Schiel: „Wir können für unsere Patienten noch sehr viel tun, und es ist vielleicht das wichtigste im Leben, was wir für sie und mit ihnen gemeinsam tun. Wir helfen ihnen, ihr Leben in Würde zu vollenden und im Rückblick einen Sinn zu finden.“

Wenn Sie den kompletten Text lesen wollen, folgen Sie bitte diesem Link auf die Website des Klinikums Fulda:

https://www.klinikum-fulda.de/klinikum-fulda-erweitert-sein-angebot-fuer-die-gesamte-region-neues-zentrum-fuer-palliativmedizin-am-klinikum-fulda/