Claus Peter Müller
von der Grün

Verantwortung für die Gegenwart

Im Gespräch über Geschichte und Gegenwart (v.l.n.r.): Moderator Müller v. d. Grün, Dr. Andrea Schneider-Braunberger von der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte, CEO Mario Mehren, Autor Professor Dr. Manfred Grieger und Lukas Mühlbauer, Kreisschülersprecher des Landkreises Kassel.

Foto: Bernd Schoelzchen

Anlässlich des 125-jährigen Firmenjubiläums von Wintershall hat die heutige Wintershall Dea Anfang 2019 ein Expertenteam der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte e.V. (GUG) beauftragt, die Geschichte des Unternehmens im Nationalsozialismus zu analysieren. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind jetzt in Buchform unter dem Titel „Expansion um jeden Preis – Studien zur Wintershall AG zwischen Krise und Krieg, 1929–1945“ im Frankfurter Societäts-Verlag erschienen. Das Fachbuch ist am 22. Oktober in Kassel vorgestellt worden. Im Anschluss an die Präsentation fand – unter meiner Moderation - eine Podiumsdiskussion statt, in der die Frage im Mittelpunkt stand, welche Verantwortung für die Gegenwart aus der eigenen Vergangenheit resultiert. Die Veranstaltung wurde live aufgezeichnet und wird im Internet (www.wintershalldea.com und www.unternehmensgeschichte.de) zu sehen sein.

Die Untersuchungen der Historiker belegen, dass die Führung der damaligen Wintershall zum Teil eng mit der herrschenden NSDAP verstrickt war und die Nationalsozialisten aktiv unterstützt hat. Als Unternehmen profitierte Wintershall von Zwangsarbeit und der Kriegswirtschaft. Die vorliegenden wissenschaftlichen Ergebnisse tragen aber nicht nur zur Aufarbeitung der Wintershall-Geschichte im Nationalsozialismus bei. Sie ermöglichen auch einen genaueren Blick auf das Verhalten der gesamten Öl- und Gasindustrie in der NS-Zeit und erinnern Unternehmen heute daran, dass wirtschaftliches Handeln immer auch politisches Handeln ist.

Auch Mario Mehren, Vorstandsvorsitzender von Wintershall Dea, sieht die transparente Aufbereitung und Kommunikation der Firmengeschichte in einem größeren Kontext. „Als Unternehmen wollen wir die Vergangenheit nicht totschweigen. Ganz im Gegenteil: Wir wollen uns der Vergangenheit bewusst und transparent stellen. Denn aus der eigenen Vergangenheit resultiert auch eine Verantwortung für die Gegenwart. Als führendes deutsches und europäisches Unternehmen unserer Branche treten wir bewusst für Respekt und Toleranz und für ein friedliches, demokratisches Miteinander ein. Die offene Auseinandersetzung mit unserer eigenen Geschichte ist ein weiteres Bekenntnis zu diesen wichtigen Werten“, so Mehren.

https://wintershalldea.com/de/newsroom/wintershall-dea-veroeffentlicht-studien-zur-firmengeschichte-im-nationalsozialismus