Claus Peter Müller
von der Grün

Transparenz zwingt Kliniken zu Qualität

Der Gesetzgeber hat in seiner Qualitätsoffensive für Krankenhäuser ein scharfes Schwert gezogen: Die Transparenz von Qualitätsdaten. Gute, aber auch schlechte Nachrichten verbreiten sich mit Lichtgeschwindigkeit. Gewohntes gerät ins Wanken.

Vergleichsskala der deutschen Perinatalzentren: Glückwunsch an das Krankenhaus mit dem grünen Balken. Den Link dazu finden Sie am Ende des Textes.

Nicht unbedingt die Vergütungsabschläge oder der Verlust der Vergütungsansprüche als Strafe für mangelnde Qualität werden Wirkung entfalten, denn mit Zu- und Abschlägen verstehen die Verantwortlichen in politisch regulierten Systemen seit jeher umzugehen. Neu und ungeahnt wirkungsvoller ist hingegen die geforderte Transparenz, also die Information Dritter über mangelnde Qualität, die sich in Zeiten der digitalisierten Informationstechnik geradezu in Lichtgeschwindigkeit verbreiten kann und wird. Es fragt sich, wen die Botschaft erreicht. Entfaltet sie die Wirkung im Adressatenkreis, der sie zu interpretieren und damit umzugehen weiß, kann sie segensreich wirken. Als ein Klinikkonzern seinerzeit die risikoadjustierte Todesfallrate als harten Qualitätsmaßstab einführte, setzte das intern einen Wettbewerb um bessere Ergebnisse in Gang. Denn wer wollte schon das Geschehen auf einer Station verantworten, in der die Patienten in ungewöhnlicher Häufung den Tod fanden? Was aber passiert, wenn sich die Botschaft unkontrolliert verbreitet? Wenn sie von Laien verdichtet und womöglich verfremdet wird? Wenn sie jedermann erreicht und nicht mehr einzufangen ist?

 

Prof. Dr. Andreas Becker und die Fachanwältin Ute-Brigitta Wucherpfennig haben in einem zweiteiligen Aufsatz in der Zeitschrift „Das Krankenhaus“ im Mai und Juni 2017 die Risiken mangelnder Qualität anschaulich und nachvollziehbar beschrieben. Die erhobenen Qualitätsdaten dürften Einfluss haben auf die Krankenhausplanung der Länder, auf die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, mithin auf das Ranking und die Empfehlung in Bewertungsportalen und mittelbar auf die Erlöse und die Kreditwürdigkeit des Krankenhauses. Auch die Befugnis zur Weiterbildung kann ins Wanken geraten, wenn die Klinik schludert, und die Haftpflichtprämien steigen dann noch steiler in die Unfinanzierbarkeit. „Die Maschinerie läuft. Ich muss meinen Gesundheitsversorgungsbetrieb steuern und zwar präventiv“, sagt Prof. Dr. Andreas Becker. Die Behauptung, dass dafür in einem Krankenhausbetrieb keine Zeit sei, lässt er nicht gelten. „Ich sehe mir die Abläufe an und finde Reserven, um Zeit zu sparen“, sagt der Arzt, der Geschäftsführer eines Krankenhausverbundes war und nun als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Qualitäts- und Risikomanagement in Krankenhäusern das Klinik-Management berät. Becker sieht keinen Anlass zur Verzweiflung. Denn die neue Qualitätsmanagement-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses ist für ihn ein „Kochrezept für Unternehmensführung“. Auf dem Strategieforum Krankenhaus der Evangelischen Bank am 16. und 17. November in Berlin erläutert er in einem kleinen und exklusiven Kreis von Klinikmanagern, wie die Qualität die Zukunft sichert, wenn es Eigentümer, Geschäftsführung, Ärzte und Pflegende nur wollen. Ich freue mich, das Forum moderieren zu dürfen.

http://www.perinatalzentren.org/detailergebnisse.php?idAE=213