Claus Peter Müller
von der Grün

Kann Tourismus von der Industrie lernen?

Diese Frage diskutierte ich nach einem Impuls von Prof. Dr. Braun, Aufsichtsratsvorsitzender der B. Braun Melsungen AG, mit Vertretern aus Gastronomie, Hotellerie, Immobilienentwicklung, Nachhaltiger Landwirtschaft und Energiewirtschaft. Die Antwort lautete: Nein und Ja.

Für Christiane Kohl (am Foto links), Inhaberin der Bärenmühle bei Frankenberg, Journalistin, Literatin und Veranstalterin des Literarischen Frühlings Nordhessen, ist der Dienst am Gast stets ein individueller Service. Für Caroline Führer (am Foto rechts) hingegen, die als Inhaberin von „Fewo und Meer“ Ferienimmobilien in Deutschland und anderen europäischen Ländern zu renditestarkem Erfolg führt, ist Tourismus ein industrielles Geschäft, denn auch im Tourismus gehe es darum, die Kundenwünsche systematisch zu entdecken und zu befriedigen. Fabian von Berlepsch berichtete, wie die Neuen Medien die Gastronomie auf dem Land in einen Strukturwandel gezwungen haben. Whats app ersetze das Gasthaus als Treffpunkt. Und Sebastian Kretschmer von der Initiative Nachhaltiges Nordhessen schilderte die Chancen von Landwirtschaft, Gastronomie und regionalen Gesellschaften, wenn sie wieder in lokalen Kreisläufen zu denken und zu wirtschaften beginnen. Markus Barella, Geschäftsführer der First Energy GmbH, beschrieb die Tourismusbranche aus der Sicht der Energieberaters, der häufig auf Reisen ist. Er wünscht sich mehr „Packages“ im Sinne von Komplettangeboten und mehr verbindliche Auskünfte gegenüber dem Kunden, der spät abends kommt, einen Parkplatz sucht und noch etwas speisen möchte. Aus seiner Beratertätigkeit im Energiemarkt brachte er die Botschaft mit: Wer im Wandel keinen Rat von unabhängigen Fachleuten hinzukauft, senkt seine Überlebenschance. Julius Wagner, Hauptgeschäftsführer des Dehoga Hessen e.V., ging dankbar und streitbar auf diese offenen Worte ein. Prof. Dr. Braun räumte schließlich ein, eine solch qualitätsvolle Diskussion des Themas „Was kann der Tourismus von der Industrie lernen?“, noch nie zuvor verfolgt zu haben. Mein herzlicher Dank geht an alle meine Gesprächspartner und an das Regionalmanagement Nordhessen als Gastgeber.

 

Unter der Überschrift „Tourismus und Industrie - Gemeinsam Nordhessen stärken“ veröffentlichte das Regionalmanagement Nordhessen nach der Veranstaltung diese Pressemitteilung:

Als zukunftsweisende Leitökonomie des 21. Jahrhunderts gehört der Tourismus längst zu den umsatzstarken Branchen in Deutschland. Auf dem Weg zu mehr Innovation und Professionalisierung kann der Tourismus von erfolgreichen Industrieunternehmen wichtige Impulse erhalten - mit dieser zentralen These sorgte Prof. D. Ludwig Georg Braun (B. Braun Melsungen AG) als Hauptredner des Jahrestreffens Tourismus der GrimmHeimat NordHessen für angeregte Diskussionen. Basierend auf dem Vortrag des Unternehmers diskutierten sechs namhafte Gäste aus Hotellerie und Gastronomie, Wissenschaft und Industrie, welche Erfolgsfaktoren der Tourismus bei anderen Branchen erhalten und welche Impulse er selber setzen kann. „Der Stellenwert des Tourismus als Wirtschaftsfaktor ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Die Kooperation mit der Industrie ist wichtig, denn nur gemeinsam kann die Region im Wettbewerb bestehen“, erklärte Ute Schulte, Geschäftsführerin beim Regionalmanagement Nordhessen. Herwig Leuk, Vizepräsident des Hotel- und Gastronomieverbandes DEHOGA Hessen, ergänzte: „Qualität und Innovation sowie eine ständige Weiterentwicklung sind ausschlaggebend dafür, unsere starke Position auszubauen. Der Dialog mit der Industrie kann hier für beide Seiten sehr anregend sein.“

Die Diskussion am Nachmittag war Höhepunkt einer gelungenen Veranstaltung, die einmal mehr mit allem aufwartete, was den Tourismus in Nordhessen bewegt. So gab es für die rund 250 Gäste einen Einblick in die Tourismuspolitik des Landes Hessen und den traditionellen Überblick über aktuelle und geplante Projekte der GrimmHeimat NordHessen. Herbert Markolf stellte als Geschäftsführer der Kultur- und Tourist-Info Melsunger Land die touristischen Angebote der diesjährigen Gastgeberregion vor. Während der Mittagspause hatten die Gäste Zeit, sich im Rahmen einer Walking Conference praxisbezogen zu verschiedenen Themen und Projekten zu informieren, sich untereinander auszutauschen sowie alte und neue Kontakte zu pflegen. Das historische Gebäude der Kulturfabrik Melsungen bildete für die Veranstaltung einen stilvollen Rahmen. Ulrich Spengler, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Kassel-Marburg, bekräftigte die Wichtigkeit der Veranstaltung für die nordhessische Tourismusbranche: „Als Leitökonomie des 21. Jahrhunderts gilt dem Tourismus unser besonderes Augenmerk und durch unsere branchenübergreifende Sicht konnten wir seit jeher innovative Impulse setzen.“ Veranstaltet wird das Jahrestreffen Tourismus gemeinsam von der Industrie- und Handelskammer Kassel-Marburg, dem Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA Hessen sowie der Regionalmanagement Nordhessen GmbH.

Kontakt für Redaktionen:

Ute Schulte
Geschäftsführung Regionalmanagement Nordhessen GmbH
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