Claus Peter Müller
von der Grün

Erfolg ist eine Frage der Kultur

Das zeigt die Günther Heisskanaltechnik. Im Buch „Überzeugt vom Erfolg“ beschreibe ich mehr als die Unternehmensgeschichte. Vielen Dank an die Geschäftsführerin Siegrid Sommer für ihr Vertrauen, an Katharina Jaeger für ihre Fotografien und an Vimago für die Gestaltung des Buches.

Der Heißkanal – wer kennt den schon? Er liegt für den Endkunden eines Produkts (leider) ebenso im Verborgenen wie die anspruchsvollsten technischen Komponenten, die damit gefertigt werden. Eine ungefähre Ahnung, dass es sich um eine Technik handelt, mit der das Spritzgießverfahren optimiert worden ist, war mir bekannt, als ich die Einladung annahm, um im Hause Günther im März 2021 ein erstes Gespräch über „ein Buchprojekt“ zu führen. Doch die Komplexität dieser Technologie und ihre Bedeutung für unsere gegenwärtige Welt erschlossen sich mir erst mit der Arbeit an dem vorliegenden Buch. Christiane Kohl, Kollegin der Süddeutschen Zeitung in einer Zeit, als ich für eine andere große Tageszeitung schrieb, hatte mich als Autor empfohlen, und Siegrid Sommer, Geschäftsführerin der Günther Heisskanaltechnik GmbH, führte mich in die Welt des Spritzgießens ein. Unser Alltag ist voller Gegenstände, die mit Hilfe des Heißkanals entstanden sind: Angefangen von mehr oder minder voluminösen Kunststoffteilen an Fahrzeugen über Zahnbürste, Steckverbindungen  und Kugelschreiber bis hin zu filigranen Getrieben und Lüfterrädchen im My-Bereich von 0,001 Millimeter. Und je feiner und kleiner die Bauteile werden, und je komplexer die Bedingungen ihrer Fertigung sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Heißkanal, mit dem sie hergestellt wurden, von Günther in Frankenberg entwickelt und produziert wurde.

Ich lernte viel über die Technologie. Interessanter aber war es noch, der Frage nachzugehen: Warum ist Günther Heisskanaltechnik so erfolgreich? Um die Antwort auf diese Frage zu finden, sprach ich nicht nur mit Siegrid Sommer, sondern – ganz zu Beginn der Recherchen – mit dem Unternehmensgründer Herbert Günther, mit seinem ersten Kunden und seinem Patentanwalt, mit Zulieferern und Vertreten der Wissenschaft, aber selbstverständlich auch mit Mitarbeitern des Unternehmens. Rasch ging es um die Frage: Wie innovieren wir? Denn jede neue heiße Seite eines Heißkanals von Günther ist im Grunde eine passgenaue Innovation. Und sie entsteht im Prinzip so, wie es Herbert Günther mit seiner konsequenten Verschränkung von Theorie und Praxis von den 1980er Jahren an vor- und eingeführt an: Günther macht den Heißkanal wissenschaftlich. Am Anfang stehen das Wissen, die Entdeckung und Erforschung von Zusammenhängen, die Fortentwicklung und die Beherrschung der Technologie im Kopf und im Labor, dann kommt die Anwendung in der Praxis, die wieder zu neuen Herausforderungen in der Theorie führt. Theorie und Praxis sind zwei Seiten der einen Medaille. Eins geht nicht ohne das andere. Und so ist es auch mit den Menschen bei Günther. Es gibt die Entwickler und die Techniker im Außendienst, die für den Kunden und die Zulieferer vermutlich das Gesicht der Firma sind. Aber all ihre noch so klugen Konzeptionen führen nur deshalb zum Erfolg, weil in der Fertigung Menschen arbeiten, die es gelernt haben, Evolutionen und Innovationen Tag für Tag herzustellen, und die dafür in der Anwendungstechnik eine erstaunliche Breite und Tiefe an Technologien beherrschen.

Vor allem aber traf ich im Unternehmen auf Menschen, die etwas verbindet, das der Gründer Herbert Günther wie eine Genstruktur ins Miteinander eingepflanzt zu haben scheint. Das Unternehmen wird getragen und getrieben von Menschen, die sowohl ihr Handwerk gelernt haben, als auch die Theorie beherrschen. Es sind Menschen, die immer mehr wissen wollen, und die vorleben, dass mehr Wissen und mehr Können zum Erfolg führen, eben weil der Weg dorthin Einsatz und Mut von ihnen verlangt. Ich traf auf Menschen, die sich durch Widrigkeiten niemals entmutigen lassen, sondern denen vermeintliche Hindernisse eine Ermutigung sind, die nächste Hürde zu nehmen. Vom ersten Tag an, an dem ich ins Unternehmen kam, spürte ich Vertrauen. Dem anderen wird Vertrauen geschenkt, und dann erfüllt er seine Aufgabe nicht nur, sondern er wächst an ihr und über sich hinaus. Man begegnet einander auf Augenhöhe. Ich traf auf Menschen wie Herbert Günther, die überzeugt sind vom Erfolg. In ihrer Überzeugung vom Erfolg einer technischen Idee, die sie bis zur Lösung vorantreiben, gehen sie stets nach vorn in die Zukunft und treiben mit der Fortentwicklung der Technologie ihr Unternehmen in diese Zukunft. Dort erschließen sie sich mit verbesserten und neuen Technologien früher oder später neue Anwendungen und neue Märkte.

In seinem Kern ist dieser beeindruckende Erfolg eine Frage der Kultur. Dieser Erfolg gründet nicht auf Hochmut, sondern auf dessen Gegenteil: Der Demut. Herbert Günther hat in seinem Leben seine eigenen Fähigkeiten immer wieder überprüft und in Frage gestellt. Mit Selbstdisziplin hat er sich Ziele gesteckt und erreicht. Er hält sich eben nicht für unfehlbar, sondern er weiß um die Fehlbarkeit des Menschen. Fehler zu begehen, gehört zur Natur des Menschen, und vor allem durch diese kann er lernen, - wenn er es denn will. „Fehler kann man machen. Aber jeden nur einmal.“ Diesen Leitsatz, von dem sich Herbert Günther hat prägen lassen, hat er als Haltung an offenbar jeden Mitarbeiter im Unternehmen weitergegeben. Diese – vordergründig so genannte - „Fehlerkultur“ ist in Wahrheit der Ursprung einer inspirierenden Innovationskultur.

Ich lade Sie herzlich ein, mit der Lektüre dieses Buches das Unternehmen Günther Heisskanaltechnik zu entdecken. Wir beschreiben darin, wie die Geschichte des Unternehmens mit dem Fortschritt der Spritzgießtechnologie verwoben ist. Aber wir schildern nicht nur technische Fakten, sondern wir lassen Menschen zu Wort kommen, die die Geschichte des geradezu phantastisch anmutenden Erfolgs eines Gründers in verschiedenen Facetten und aus unterschiedlicher Perspektive erzählen. Eines Gründers, der angetrieben von einer Idee, an die zunächst nur er glaubt, in einer Scheune zu experimentieren beginnt und schließlich eine ganze Technologie immer wieder evolutioniert, wenn nicht revolutioniert. Es ist die Story eines Start-ups, das Herbert Günther in der Nachbarschaft eines Stalls als Forschungslabor zur Welt bringt und binnen kurzem zum Weltunternehmen ausbaut, weil es sich mit vielfältig anwendbaren Innovationen stets die nächste Tür zur eigenen Zukunft öffnet. Mal fällt schon Licht durch den Türspalt, so dass wir das Neue in Konturen erahnen, ein andermal liegt das Kommende noch ganz im Dunkel, obschon es bereits die Zukunft ist.

Indem ich nach einem Jahr die Arbeit an diesem Buch abschließe, liest es sich für mich selbst wie die Anleitung zum Erfolg.

Ich danke allen Menschen, denen ich während der Arbeit an diesem Buch begegnen durfte, für das gute und offene Miteinander und für das Vertrauen, mit dem sie mir begegnet sind. Danken möchte ich insbesondere Frau Siegrid Sommer, deren Funktionsbeschreibung „Mädchen für alles“, unter der sie vor beinahe vier Dekaden von Herbert Günther eingestellt worden war, bis heute nicht treffender formuliert sein könnte. Frau Sommer weiß alles, kennt jeden und ist zu jeder Zeit unter allen erdenklichen Konstellationen intuitiv handlungsfähig. Im Dialog entwickelten wir das Buch. Die Publikation wuchs gleichsam organisch und beinahe wie von selbst im Austausch zwischen Siegrid Sommer und mir als forschendem Beobachter und Autor.

Für die Mitarbeiter und ihr Unternehmen, für Kunden, Zulieferer und Partner in der Wissenschaft mag das Buch schließlich ein Spiegel sein, um das Wesentliche, das im Gestrüpp des Alltags allzu leicht übersehen wird, darin zu erkennen. Denn die große Lebensleistung des Herbert Günther ist womöglich gar nicht die Gründung und der Aufbau dieses Unternehmens, sondern sein Geschenk an die Menschen: Er lässt jene, die gemeinsam mit ihm nach der besseren Lösung suchen, an seiner Kultur des Erfolgs teilhaben und damit diese Kultur in anderen fortleben. Nun ist es an den Beschenkten, diese Einladung erkennen und annehmen zu wollen.

https://www.guenther-heisskanal.de/

https://fotografischewerkstatt.de/

https://www.vimago-medien.de/