Claus Peter Müller
von der Grün

Ein Viertel der Kliniken erwartet Disruption

25 Prozent der deutschen Krankenhäuser erwarten in den kommenden Jahren durch die Digitalisierung eine „Disruption“, also die Zerschlagung eines etablierten Geschäftsmodells und die fundamentale Veränderung des Marktes sowie seiner Akteure.

"Uns verbinden Werte" - verspricht die Evangelische Bank. Regelmäßig lässt sie untersuchen, was Banken und Krankenhäuser verbindet - oder voneinander trennt. Die Studie „Strategie und Digitalisierung in Krankenhäusern. Rolle der Banken!?“ wurde auf dem Strategieforum Krankenhaus der Evangelischen Bank in Berlin vorgestellt. Foto: Karola Müller v. d. Grün

Das ist ein Ergebnis einer Befragung unter deutschen Krankenhäusern, mit dem die Evangelische Bank das Institut für Management und Controlling in der Gesundheitswirtschaft (IMCOG) beauftragt hat. Die Studie, die das Institut der Professoren Dr. Björn Maier und Dr. Marcus Sidki in Ludwigshafen am Rhein zum zweiten Mal im Auftrag der Evangelischen Bank durchgeführt hat, gilt den Funktionsweisen des Miteinanders von Banken und Krankenhäusern und ist mit diesem Ziel einzigartig in Deutschland. Sie trägt den Titel: „Strategie und Digitalisierung in Krankenhäusern. Rolle der Banken!?“

Nach der Studie sind die Krankenhäuser durchaus aufgeschlossen gegenüber der Digitalisierung. 75 Prozent der befragten Häuser gaben an, die elektronische Patientenakte zu führen. 68 Prozent nutzen die Telemedizin, 66 Prozent schreiben den elektronischen Arztbrief aber nur 7 Prozent setzen bisher auf computergestützte Diagnostik. Zugleich gehen jene Krankenhäuser, die an der Studie teilgenommen haben, optimistisch gestimmt in die Zukunft. 72 Prozent der Krankenhäuser erwarten in den kommenden drei Jahren ein besseres Betriebsergebnis, 65 Prozent der Häuser setzen auf Wachstum, und 86 Prozent der Krankenhäuser sehen einen positiven Einfluss von Qualität auf den Unternehmenserfolg.

Während die befragten Krankenhäuser der Qualität auch eine betriebswirtschaftlich große Bedeutung zumessen, ist die Qualität der Kliniken aus der Sicht der Banken noch kein zentraler Erfolgsfaktor für ein Krankenhaus. Allerdings haben sich schon zwei Drittel der Banken, die an der Studie teilnahmen, mit den Qualitätskriterien des IQTIG vertraut gemacht und sehen die Orientierung an diesen eher als Chance für die Krankenhäuser.

Das IMCOG fragte die Banken auch, warum Krankenhäuser interessante Kunden für die Kreditinstitute seien. Die Banken antworteten, dass sie den demographischen Wandel als Chance sehen für die Kliniken, ebenso die neuen Lieferantenstrukturen, die sich mit Kooperationen unter dem Begriff der „Share Economy“ herausbilden. Positiv sei, dass das Geschäft der Krankenhäuser weitgehend konjunkturresistent sei. Die politische Rahmensetzung für dieses Geschäft sehen die Banken allerdings als Risiko, da sich Bedingungen durch politische Entscheidungen auf diesem Markt rasch ändern könnten.

Die Informationspolitik der Krankenhäuser gegenüber den Banken ist aus Sicht der Kreditinstitute insgesamt verbesserungswürdig. Vor allem die kleineren Häuser und Verbünde seien hier gefordert.

Die gesamte Studie wurde auf dem Strategieforum Krankenhaus in Berlin vorgestellt, das ich abermals moderieren durfte.