Claus Peter Müller
von der Grün

Das Fernassistenz‐Projekt

Per Busch ist blind und hat eine Vision. Mit der „Fernassistenz“ möchte er gemeinsam mit dem Bathildisheim e. V. eine Plattform entwickeln, über die Menschen mit Behinderung möglichst jederzeit und an möglichst jedem Ort per Smartphone professionelle Hilfe erhalten.

Foto: Stadt Kassel

Die Idee ist wirklich smart. Für die Smart City Kassel habe ich über das Fernassistenz-Projekt eine Smart Story geschrieben. Sie ist auf der Website der Smart City Kassel in einer ganzen Reihe meiner mittlerweile zahlreichen Smart Stories zu finden und zu lesen:

https://www.kassel.de/einrichtungen/smartkassel/smart-stories/index.php

Soviel vorab an dieser Stelle: Die Kamera des Smartphones ersetzt die Augen des blinden Menschen, der zum Beispiel ein Selbstbedienungsterminal mit Touchscreen nutzen möchte, dessen Bildschirm er weder sehen noch tastend mit seinen Fingerkuppen erkunden kann. Per Fernassistenz holt sich die blinde Person die Unterstützung einer sehenden assistierenden Person, die bei der Bedienung und beim Navigieren durch das Menü des Automaten hilft. Die Fernassistenz hilft freilich nicht nur Menschen, die erblindet sind, sondern zum Beispiel auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen, die die Orientierung verloren haben – sei es im Trubel eines Großstadtbahnhofs oder beim Spaziergang in einem einsamen Wald.

Das Fernassistenz-Projekt erzielte Ende 2023 einen entscheidenden Erfolg. Die Aktion Mensch Stiftung fördert das Vorhaben mit weiteren 600.000 Euro, um die Software und das Geschäftsmodell entwickeln zu können. Per Busch sucht Partner mit Erfahrungen etwa im Call-Center-Service oder aus dem Mobilitäts- und Gesundheitssektor, die ihm und seinem Team helfen können, einen gemeinnützigen Fernassistenzdienst aufzubauen. „Die Software ist die eine Herausforderung, aber die Klärung dessen, was eine Assistenzkraft können muss, wie viele davon man einstellen muss, wie viele Nutzende es gibt und welche Art von Unterstützung diese brauchen und wie die Fernassistenz als Organisation und Prozess aufzustellen und zu finanzieren ist, das ist eine weitaus größere Herausforderung“, schildert Per Busch, was vor ihm und seinen Verbündeten liegt.